Wenn nichts mehr geht – Gedanken über das, was man Depression nennt

Mann im Profil bei Sonnenuntergang, nachdenklich am Wasser stehend

Es ist nicht immer traurig. Manchmal ist es einfach nur leer. Kein Wille, kein Ziel, kein Ich. Und während andere fragen: „Was ist los mit dir?“, fragt man sich selbst: „Bin ich überhaupt noch da?“

Dieses Empfinden ist schwer in Worte zu fassen, weil es sich oft jenseits des Sagbaren abspielt. Ich vergleiche es gern mit dem Geruch einer Erdbeere: Versuch mal, ihn zu beschreiben – wirklich zu beschreiben. Es geht kaum. So ähnlich ist es mit dem Schmerz oder der inneren Leere. Was für den einen kaum spürbar ist, kann für den anderen unerträglich sein. Und was uns wirklich weh tut, ist für andere oft gar nicht nachvollziehbar. Man weiß nicht, wie man anfangen soll zu erklären, was man selbst kaum versteht. Alles, was sonst Struktur gibt, wirkt fremd und bedeutungslos. Man funktioniert vielleicht noch, aber innerlich fehlt die Verbindung. Und genau das macht diese Stille so laut.

Dieser Text ist keine Diagnose. Keine Anleitung. Und kein Trostpflaster.
Er ist ein Versuch, Worte zu finden für ein Gefühl, das sich oft nicht erklären lässt.
Ein stiller Text. Für stille Tage. Und einer, der bewusst keine schnellen Lösungen bietet – weil es manchmal nicht darum geht, etwas zu tun, sondern einfach zu verstehen, dass man nicht allein ist.

Manche Menschen würden sagen: „Rede doch mal drüber.“ Aber was, wenn genau das das Schwerste ist? Wenn jedes Wort zu viel erscheint und jeder Satz leer klingt? Oft bleibt nur das Schweigen – nicht aus Unwillen, sondern aus innerer Erschöpfung. Und genau dafür ist dieser Text da: nicht um etwas zu „lösen“, sondern um einfach da zu sein. Vielleicht ersetzt er kein Gespräch – aber er kann ein erster Schritt sein.


„Du bist nicht faul. Du bist erschöpft.“

„Wenn du heute nur geatmet hast: Gut gemacht.“

„Der Tag hat dich geschafft. Nicht umgekehrt.“


Was Depression nicht ist

  • Kein Charakterfehler

  • Kein Makel
  • Kein Zeichen von Schwäche
  • Keine Entscheidungsschwäche
  • Keine Faulheit
  • Und nicht nur ein chemisches Ungleichgewicht

Die Diagnose Depression kann helfen, Dinge einzuordnen. Doch sie kann auch Grenzen setzen, wo eigentlich Verständnis wachsen sollte. Es geht nicht darum, einen „Defekt“ zu finden, sondern Mitgefühl zu entwickeln für etwas, das uns alle betreffen kann. Viele, die darunter leiden, sind besonders feinfühlig, reflektiert oder verantwortungsvoll. Und gerade diese Stärken fühlen sich in der Krise wie Schwächen an. Wer das versteht, ändert seinen Blick.

Oft sind es Menschen, die still tragen, was andere laut beklagen würden. Menschen, die sich selbst zurücknehmen, weil sie niemanden belasten wollen. Doch genau diese Zurücknahme kann der Punkt sein, an dem sich der Schmerz verankert. Denn unausgesprochen bleibt er nicht weg – er vergräbt sich nur tiefer.


Was vielleicht hilft

Licht. Nicht grell – aber da.
Ein Tier. Eine Katze, die sich wortlos an dich schmiegt. Ein Hund, der sich einfach dazulegt – ohne Fragen, ohne Forderung. Ein stiller Begleiter, der nicht heilt, aber bleibt. Und manchmal schauen sie dich mit diesen stillen, klugen Augen an – so voller Nähe, dass plötzlich ein Lächeln aus dir herausdrängt. Und dieses Lächeln, so klein es ist, ist wie eine Fahne. Ein stilles Zeichen: Ich habe gerade gelächelt. Es geht also doch noch. Halte die Fahne hoch. Denk daran. Es geht. Und das Lächeln kommt wieder – weil es dir guttut. Weil dein Körper dir mit jeder kleinen Regung zeigt: Da ist noch Kraft.
Routinen, die nicht heilen, aber halten.
Jemand, der nicht „Aufmunterung“ sagt – sondern einfach nur zuhört.
Ein kleines Ziel. Nicht fürs Leben. Für heute.

Es geht nicht um das perfekte Morgen. Es geht darum, den nächsten Schritt überhaupt gehen zu können. Vielleicht ist es nur ein Glas Wasser, ein offenes Fenster oder eine Dusche. Vielleicht ist es auch nur der Gedanke: Ich darf heute nichts müssen. Und wenn das gelingt, beginnt oft unmerklich etwas Neues. Nicht groß. Aber lebendig.

Einmal saß ich stundenlang einfach da – ohne Plan, ohne Aufgabe, nur mit dem Gefühl: Ich halte nichts mehr aus. Und irgendwann kam nicht die Lösung, sondern nur ein Satz: „Dann halt heute nichts aus. Aber bleib.“ Das war nicht viel. Aber es war genug.


„Du bist nicht kaputt. Du bist überfordert von etwas, das niemand sieht.“

„Du musst nichts leisten, um da sein zu dürfen.“

„Du bist hier. Und das ist genug für heute.“


„Nicht alles, was du gerade nicht kannst, hast du verlernt. Manches braucht einfach Zeit.“

„Selbst Ruhe ist Arbeit, wenn der Kopf nie aufhört.“

„Manchmal ist das größte Zeichen von Kraft, sich schwach zu zeigen.“

„Du musst keinen Weg kennen. Nur wissen, dass einer kommt.“

„Wenn du fällst, fällt nicht dein Wert. Nur ein Moment.“


Vielleicht ist das alles kein Trost.
Aber vielleicht ist es ein Anfang.
Ein Text, der sagt: Du bist nicht allein.
Und wenn du willst: Lies ihn nochmal. Morgen.

Denn manches fühlt sich erst beim zweiten Lesen vertrauter an. Und manchmal braucht es genau das: Worte, die warten, bis du bereit bist. Kein Druck. Kein Ziel. Nur der stille Wunsch: Bleib da. Für dich.

Und wenn du eines Tages wieder mehr fühlst – Freude, Neugier, vielleicht sogar Kraft – dann denk nicht: „Warum erst jetzt?“ Sondern vielleicht: „Jetzt beginnt etwas Neues.“


Was vielen nicht bewusst ist: Auch die ständige Konfrontation mit angsterzeugenden Informationen kann das System überfordern. Nachrichten, die Panik verbreiten. Schlagzeilen, die nur empören. Weltbilder, die auf Angst gebaut sind. Wahlversprechen, die kurz nach der Wahl gebrochen werden – sie hinterlassen nicht nur Enttäuschung, sondern nagen am Vertrauen in Veränderung. Wer erlebt, dass Worte nichts bedeuten, beginnt, an jeder Hoffnung zu zweifeln. Und genau dieses Misstrauen macht es schwer, neue Wege überhaupt noch für möglich zu halten. All das erzeugt ein Grundrauschen der Ohnmacht – und wer sowieso schon am Limit ist, spürt das wie ein zusätzliches Gewicht auf der Brust.

Vielleicht liegt genau darin ein neuer Anfang: sich selbst zu erlauben, weniger aufzunehmen. Weniger zu reagieren. Und sich wieder dem zuzuwenden, was nährt – nicht, was erschüttert. Denn die Welt da draußen ist laut genug. Aber du musst nicht in allem mitgehen. Du darfst dich herausnehmen. Und von dort neu beginnen.



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