Das Herz hört mit (Teil 7)

Herz als Comicfigur hört aufmerksam einem müden Mann zu – symbolisiert empathische Kommunikation mit dem eigenen Körper.

Worte verändern unser Nervensystem. Ein einziger Satz kann Stress auslösen – oder beruhigen. Das passiert jeden Tag: Wenn der Arzt sagt, „Sie haben einen kritischen Wert“, dann verändert sich nicht nur unser Denken – sondern unser gesamtes inneres System. Herzfrequenz, Atem, Muskelspannung. Sprache wirkt.

Als ich begann, bewusst mit meinem Körper zu sprechen, merkte ich: Es macht einen Unterschied, ob ich sage: „Ich schaffe das“ – oder „Ich darf jetzt loslassen“. Der erste Satz erzeugt Spannung. Der zweite erlaubt Entspannung.

Denn genau in dieser Entspannung beginnt die Umkehr. Viele von uns waren jahrelang im Modus: immer erreichbar, immer zuständig, immer dort sein müssen, wo wir dachten, ohne uns läuft nichts. Doch dieser Modus hat uns erschöpft. Er hat uns glauben lassen, dass wir unverzichtbar sind – bis unser Herz nicht mehr mitspielte.

Jetzt muss alles andere ohne dich laufen. Denn du bist gebraucht – nicht dort draußen, sondern an der ersten Front: in dir. Bei deinem Herzen. Du wirst feststellen: Die Welt dreht sich weiter. Die Aufgaben erledigen sich. Und du? Du lebst noch. Du atmest wieder. Du heilst.

Erst wenn du loslässt, erkennst du, was wirklich zählt. Und perfektes Engagement kannst du nur dann leisten – wenn du es zuerst für dein eigenes Herz leistest.

Unser Herz ist nicht nur eine Pumpe. Es reagiert auf Sprache. Auf Zuwendung. Auf Töne. Auf Klänge, die uns Sicherheit geben. Schon ein sanft gesprochenes „Ich bin da“ verändert die Herzfrequenz. Kinder spüren das sofort. Und wir Erwachsenen? Wir haben es verlernt.

Seitdem habe ich mein inneres Vokabular geändert. Kein „Muss“ mehr. Kein „Du bist schwach“. Sondern: „Du brauchst Zeit. Und Liebe.“ Ich habe angefangen, mit meinem Herzen wie mit einem Freund zu sprechen. Es antwortet. Nicht in Worten – aber in Ruhe. In Wärme. In Kraft und einem ruhigen „Lauf“.

Denn zu lange haben wir unser Selbstwertgefühl mit Leistung verknüpft. Mit Tempo. Mit Durchhalten. Dabei ist gerade die Fähigkeit, bewusst innezuhalten und sich selbst zuzuwenden, das Zeichen echter Stärke.

Mini-Impuls: Sprich heute einmal laut mit deinem Herzen. Es hört mehr, als du denkst. Und manchmal reicht ein einziger Satz, um etwas in Bewegung zu bringen. Es ist nicht abgehoben, sondern schlicht menschlich – ein stiller, aber ehrlicher Weg zurück zu sich selbst, den wir in der Hektik des Alltags oft verlernt haben.


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