Viele Menschen kennen die berühmte Formel: 120 zu 80. Alles drüber gilt schnell als „Bluthochdruck“, Alarm, Tabletten. Doch so einfach ist es nicht. Die Realität – und der menschliche Körper – sind viel komplexer.
Finn Godenrath, Kardiologe mit Schwerpunkten in praktischer Medizin und Psychosomatik, bringt es auf den Punkt:
„Die Bewertung der Blutdrücke ist und sollte immer vom gesamten Patienten und der Situation abhängig sein.“
Und genau darum geht es in diesem Text: Warum ein einzelner Wert nicht reicht – und was wirklich zählt.
⚡️ Der Blutdruck schwankt. Und das ist gut so.
Unser Blutdruck ist kein festgenagelter Wert. Er passt sich an:
- bei Bewegung
- bei Stress oder Angst
- bei Hitze oder Kälte
- nach dem Essen
- und sogar beim Denken.
Das ist keine Krankheit, sondern lebendige Regulation – ein Zeichen dafür, dass dein Körper flexibel auf Situationen reagiert. Wer diesen Vorgang versteht, erkennt darin kein Risiko, sondern eine Ressource: ein intelligentes, anpassungsfähiges System, das dein Leben schützt.
🔎 Ohne Kontext keine Aussagekraft
Ein Wert wie 145/90 bedeutet nicht für jeden das Gleiche:
- Bei einem jungen, schlanken Menschen mit guter Gefäßstruktur kann das auffällig sein.
- Bei einem 75-Jährigen mit steifen Arterien kann das völlig okay sein.
Wichtiger als der Grenzwert ist die Frage: Wie geht es dir? Hast du Symptome? Wie sehen deine Gefäße aus? Wie ist dein Lebensstil? Vielleicht ist dein Körper gerade dabei, dir wichtige Impulse zu senden – wenn du lernst, die Angst loszulassen und dir selbst zu vertrauen, kannst du viel über deine innere Kraft erfahren.
Oft sind es gerade die ungewohnten Schwankungen, die auf eine innere Veränderung hinweisen – und damit auch die Chance geben, genauer hinzuhören, statt sofort zu korrigieren.
🚨 In der Krise darf der Druck steigen
Ein spannender Aspekt:
„Bei Durchblutungsstörungen kann ein höherer Blutdruck helfen, mehr Sauerstoff ins Gewebe zu bringen.“
Das gilt auch für das Herz selbst. Bei verengten Gefäßen öffnet ein höherer Druck die sog. Kollateralen – Umgehungskreisläufe, die überleben sichern.
Das heißt nicht, dass chronisch hoher Druck gut ist. Aber: In Notlagen ist er oft ein Signal der Kompetenz deines Körpers, nicht sein Versagen.
🔍 Raus aus der Paniklogik
Die Schulmedizin arbeitet oft mit starren Grenzwerten. Aber wer nur auf Zahlen schaut, übersieht das Wichtigste:
- Die Entwicklung über Zeit
- Die Ursachen hinter dem Druck
- Die Selbstregulation des Organismus
Godenrath sagt dazu:
„Wir sollten ursächlicher denken, nicht nur in Panik-Grenzwerten.“
✅ Fazit
Ein einzelner Blutdruckwert ist wie ein Foto. Gut – aber kein Film.
Wer wirklich gesund leben will, sollte sich nicht nur auf Zahlen stützen, sondern auf Verständnis, Verlauf und Verantwortung.
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Verfasst von Andrzej Skulski, inspiriert durch ein Zitat von Finn Godenrath.






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