Panikattacken und Schwindel nach Herzinfarkt – was jetzt hilft

Tamiya antwortet: Panikattacken und Schwindel nach Herzinfarkt – Leitfaden für Betroffene

Frage von Sylvia R.:

Ich hatte einen Herzinfarkt und Stents. Seitdem habe ich starke Panikattacken und oft auch Schwindel. Immer wieder Todesangst – warum ist das so?

Tamiya antwortet:

1. Einstieg & Sicherheit
Danke, dass du so offen über deine Angst schreibst. Das ist nicht leicht. Bitte beachte: Tamiya ersetzt keinen Notarzt. Wenn der Schwindel plötzlich sehr stark ist, du Brustschmerzen, Atemnot oder Bewusstseinsverlust hast – sofort 112 rufen oder direkt in die Notaufnahme. Ich erkläre dir jetzt, was die Medizin zu deiner Situation sagt – und danach, was du selbst tun kannst.

2. Leitlinien-Teil
Nach Herzinfarkt und Stentversorgung erleben viele Patient:innen Angstzustände und Panikattacken. Leitlinien (z. B. ESC, DGK) empfehlen deshalb:
• Teilnahme an einer Herz-Reha, wo körperliche Belastbarkeit getestet und Sicherheit vermittelt wird.
• Psychokardiologische Betreuung (Kombination aus Herz- und Angsttherapie).
• Regelmäßige kardiologische Kontrollen, um das Vertrauen in den Körper zurückzubekommen.
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (2021); ESC Guidelines on Acute Coronary Syndromes (2020).

3. Medikamente – Nutzen & Risiken
Häufig werden nach Infarkt Medikamente wie Betablocker, ASS oder Statine gegeben.
Offiziell (Leitlinien): Sie senken Risiko für erneuten Infarkt, stabilisieren Herzrhythmus, schützen Gefäße.
Oft verschwiegen: Manche Präparate können selbst Schwindel, Müdigkeit oder depressive Verstimmungen verstärken. Studien zeigen z. B., dass Betablocker in einzelnen Fällen mit Angst- und Depressionssymptomen assoziiert sind.
Quelle: Ko et al., J Am Coll Cardiol. 2002; AAFP Review 2019.
Fazit: Medikamente schützen das Herz, können aber Ängste verstärken. Deshalb immer Rücksprache mit dem Arzt, wenn Symptome sehr belastend sind.

4. Alltag & Selbsthilfe
Atmung: 4-7-8 Methode (4 Sekunden einatmen, 7 Sekunden halten, 8 Sekunden ausatmen) – beruhigt Herz und Nervensystem.
Bewegung: Tägliche Spaziergänge, besser noch mit bewusstem Gehtempo und ruhiger Atmung.
Ernährung: Leichte Kost, wenig Zucker, wenig Kaffee/Alkohol, viel Gemüse, Buttermilch oder Joghurt zur Stabilisierung des Kreislaufs.
Hausmittel: Baldriantee, Passionsblume oder Melisse können Ängste sanft dämpfen.
Tagebuch: Wann tritt der Schwindel auf? Vor, während oder nach den Panikattacken? Das gibt Hinweise.

5. Warnzeichen & Sicherheit
Hausarzt/Kardiologe kontaktieren, wenn Angstzustände dauerhaft deine Lebensqualität einschränken.
Sofort Notaufnahme, wenn Schwindel zusammen mit Brustschmerz, Atemnot oder Kollaps auftritt.

6. To-do-Liste
• Herz-Reha oder psychokardiologische Betreuung anfragen.
• Mit Ärztin/Arzt über Medikamente sprechen – könnten diese deine Angst/Schwindel verstärken?
• Atemübungen und tägliche Bewegung als Routine einbauen.
• Symptomtagebuch führen (Angst, Schwindel, Medikamente, Blutdruck/Herzfrequenz).

7. Offene Brücke
Möchtest du, dass ich dir auch eine konkrete Atemübung Schritt für Schritt aufschreibe oder eine Liste mit Fragen für deinen Kardiologen vorbereite, damit du beim nächsten Termin nichts vergisst?


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